Villa dei Busti

Diesmal sind wir irgendwo in der Schweiz unterwegs, die Alpen haben wir gerade hinter uns gelassen und die italienische Grenze ist nicht mehr weit entfernt. Die Straßen in diesen kleinen Dörfern werden immer kleiner und enger. Selbst mit einem kleinen Wohnmobil nicht einfach diese Straßen zu befahren.
Das Ziel unserer heutigen Erkundung ist eine Villa, die so prachtvoll sein soll, wie wir es nur selten gesehen haben. Wie parken unser kleines mobiles Heim im Zentrum des Dorfes, direkt an der Kirche und machen uns auf, den Rest des Weges gut getarnt als Wanderer, zu Fuß zurückzulegen.
Es ist ein herrlicher und warmer Morgen Anfang Juni und die Sonne hatte schon jetzt die Kraft, das Thermometer weit über 30 Grad Celsius klettern zu lassen. Die Grillen fingen gerade an, ihr Konzert im hohen Gras zu geben, als wir unser heutiges Ziel erblickten.
Selbst von außen bereits wunderschön. Es ist klar zu erkennen, dieser Ort ist schon lange verlassen. Ein großes Anwesen, verwildert, fast wie ein tropischer Dschungel, aus dem dieser fantastische mediterrane Bau mit einem kleinen Turm, herausragt. Die blühenden Jasmin-Sträucher ranken die steinerne Fassade hoch. Wow, denken wir uns, jetzt müssen wir nur noch ungesehen da hineinkommen.
Wir laufen an der äußeren Mauer entlang bis zu einem kleinen eisernen Tor, welches leicht offenstand und den Blick in den wunderschönen Palmengarten freigab. Sollte es diesmal wirklich so einfach sein? Zeit zum Überlegen hatten wir nicht, wir nutzten diesen Moment und ein paar Sekunden später, standen wir auf der anderen Seite der Mauer.
Es dauerte ein wenig, bis wir uns durch dieses dicht bewachsene Anwesen bis hin zum Haus gekämpft hatten, aber als wir dann schweißgebadet durch ein offenes Fenster dann plötzlich im inneren dieser ca. 100 Jahre alten Villa standen, überkam uns erst einmal ein WOW-Gefühl. Das beschreibe ich in meinen Erkundungen ja des Öfteren, aber diesmal war es wirklich was anderes. Viel extremer und daher auch einzigartig.
Es war nicht nur die Schönheit und die Pracht dieser Villa, auch die Atmosphäre, die wir spüren konnten, zog uns in ihren Bann. Der blühende Jasmin vor den Fenstern sorgte nicht nur für ein sensationell schön warmes Licht, sondern durchzog das ganze Gebäude auch mit seinem so schönen und unverwechselbaren Duft. Wirklich fantastisch.
Jedes Mal, wenn ich heute noch Jasmin rieche, muss ich an diesen Moment hier in dieser Villa denken.
Wie glücklich wird man wohl sein, wenn man an so einem schönen Ort leben darf, fragte ich mich?
Der erste Raum, der sich uns auftat, war die große Empfangshalle mit seinen prachtvollen und antiken Polstermöbeln und massiven Holzkommoden. Eine wunderschön bemalte Decke mit einem gläsernen Kronleuchter zeugten vom einstigen Glanz dieses Raumes. Dann bemerkte ich diesen fantastischen Fußboden, der mit rot, schwarz, weißen Kacheln gefliest war und einen dreidimensionalen Effekt hatte, welchen ich zuvor noch nie gesehen habe.
Weiter ging es in einem atemberaubenden Flur. Unter einer Treppe mit rotem Teppich stand natürlich auch ein Klavier. Jeder gute LostPlace hat ja mindestens ein Klavier…
Aber mein persönliches Highlight hier war die antike Telefonanlage. Von hier aus konnten Gespräche angenommen und in die einzelnen Zimmer durchgeschaltet werden. So etwas hatte ich vorher noch nie gesehen.
Weiter ging es im oberen Stockwerk. Ein Badezimmer, eingetaucht in fast türkisem Licht, mit einem antiken Schminkspiegel. Ich stelle mir vor, wie hier einst die Herrin des Hauses daran sitzt und sich schick macht, für einen schönen Abend mit vielen Gästen. Und es gab mit Sicherheit viele Abende mit vielen Gästen, davon zeugen schon die vielen Schlafzimmer im Haus. Aber ein Schafzimmer war besonders. Eines in dem noch die Büste des Bauherrn dieser prachtvollen Villa stand.
Sein Name war Francesco und er war auch viele Jahre der Bürgermeister dieses kleinen Dorfes. Außerdem war er Ratspräsident einer damals recht großen Tabak-Gesellschaft. Aber sein Vermögen machte er als Weinbauer. Er vertrieb einen Wein der weit über die Region hinaus bekannt war.
Nach dem Francesco mit gerade einmal 50 Jahren verstarb, lebte seine Frau Ida noch über 30 Jahre zusammen mit ca. einem Dutzend Angestellten wie Köchen und Dienstmädchen hier. Da das Paar keine Kinder hatte, erbte nach ihrem Tod ein Neffe das Anwesen. Dieser wohnte allerdings in Südamerika, nutzte die Villa aber noch viele Jahre als Ferienhaus, bis es vor vielen Jahren endgültig verlassen wurde und jetzt leider langsam, aber stetig verfällt.
Aber genug der Worte, ich lasse jetzt die Bilder sprechen, denn es gab noch viel mehr zu sehen, wie z.B. ein Tabakzimmer oder das wunderschöne Studio.
Schaut am besten selbst, und bleibt immer schön Neugierig….

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert