Manoir du Philosophe

Mitten in der Nacht um 4 Uhr aufstehen, dann 5 Stunden Auto fahren, das war der Preis für unser Ziel, irgendwo in Frankreich, an einem Arsch-kalten, aber sonnigen Novembertag.
Dort angekommen, parkten wir unser Auto mitten im Dorf vor dem Rathaus und nach einem Kaffee und einem kleinen Frühstück packten wir unser Zeug und marschierten los.

Der Weg führte uns erstmal raus aus dem Ort, am Feldrand um das Dorf herum und kurze Zeit später erblickten wir unser Objekt der Begierde im Morgennebel. Jetzt nur noch ungesehen auf das Gelände kommen, irgendwo wird schon ein Loch im Zaun sein….
Gut getarnt im grünen, fanden wir den Eingang auf das Gelände.
Ein echt großes Anwesen, fast schon ein Park, sehr steil und mit mehreren Terrassen, umgeben von einem sehr alten Baumbestand. Langsam und vorsichtig näherten wir uns dem Hauptgebäude. Das offene Fenster sahen wir schon aus der Ferne und tatsächlich, stand die uns so bekannte Urbex-Einstiegshilfe (ein alter Stuhl) bereits unterhalb der Fensterbank. 

So geschafft, wir waren drin. Und gleich der erste Raum… WOW.
Das war genau der Raum, der diesen Spot ausmacht, der den ich schon einige male auf Bildern gesehen hatte. Der, der ausschlaggebend war, dass wir hier unbedingt hinwollten. Fantastisch!
An den Wänden standen überall Sprichwörter und Lebensweisheiten in verschiedenen Sprachen. Das ist Wahnsinn, dachte ich.

Apropos Wahnsinn. Die letzte Bewohnerin, die hier gelebt hatte, eine ältere Dame, soll ja dem Wahnsinn verfallen sein und am Ende wurde sie wohl auch in eine Nervenklinik eingewiesen.
Der Film von John Carpenter „Die Mächte des Wahnsinns“ sprang mir sofort wieder ins Gedächtnis.

Dieser Ort ist jetzt schon weit über 10 Jahre verlassen und ein Käufer für dieses alte Haus hat sich bis dato nicht gefunden.
10 Jahre, eine lange Zeit, in der sich eine wunderschöne Patina aus Staub über alles, was herumsteht legt. Das liebe ich so!!!
Der gedeckte Tisch, die ganzen Zitate an der Wand, all das wirkte so surreal und gipfelte mit einem Blick in den Wandschrank. Erwartet habe ich hier Teller, Geschirr oder Gläser. Tatsächlich befand sich dort ein Bett. Hä, dachte ich, welcher wahnsinnige pennt denn im Schrank. Dazu später mehr.

Weiter ging es in die alte Wohnstube. Dieser Raum wirkte schon fast wieder normal, im Gegensatz zum Esszimmer. Ein rotes Sofa vor einem Kamin, ein kleiner runder Holztisch und ein massiver Schrank. Aber das Highlight war hier definitiv der alte historische Kinderwagen. Auch der Verfall in diesem Raum, wunderschön. Alles war wieder überzogen mit dieser von mir so oft erwähnten Patina.

Durch die Küche ging es dann weiter ins Treppenhaus, dort stand ein altes Froschspiel aus dem 18ten Jahrhundert in der Ecke. Froschspiele sind in Frankreich Kulturerbe und werden heute noch gespielt. Es geht darum einen gusseisernen Puck aus 3 Metern Entfernung zu werfen und je nachdem, wo man trifft, sammelt man Punkte. Trifft man den Frosch, gibt es die meisten Punkte.
Daneben eine alte Holzkommode, mit sehr alten schwarz-weiß Bildern und einem Kofferplattenspieler.
Für die jüngeren von Euch: Das ist so in etwa wie ein antiker iPod 😉

Nach oben ging es über eine schmale Holztreppe, die mit jedem Tritt laut knarzte und quietsche. Auch hier in den Zimmern, überall irgendwelche Zitate an den Wänden oder an den Türen. Komisch auch, jedes der Zimmer hier war ein Schlafzimmer, mal mit einem Bett, mal mit zwei. Insgesamt 4 Schlafzimmer. Und dann noch zu erwähnen das Badezimmer. Gut, alte Badezimmer kenne ich zuhauf, aber eines mit einem Bett, habe ich noch nie gesehen.
4 Schlafzimmer, ein Bett im Wandschrank des Esszimmers und noch eines im Bad. Wow, dachte ich mir, die alte Dame wird immer viel Besuch gehabt haben. Und ganz klar, nach ein paar Flaschen Wein zum Philosophieren, möchte ja auch keiner mehr fahren.
Und bestimmt wurde am Abend eine runde Froschspiel gespielt und die letzten 2 mussten im Bad oder im Wandschrank schlafen. Zumindest stellte ich mir das in diesem Moment so vor.

Zum Schuss wagte ich mich noch die enge Treppe auf den Dachboden hoch. Eine Art Turm, hatten wir beim Herlaufen schon gesehen. Klar, man hatte hier einen schönen Blick nach draußen, aber gemütlich war das hier nicht.
Den Kopf voll mit den gesammelten Eindrücken und die Speicherkarten voll mit Bildern, verließen wir dann schließlich diesen fantastischen Ort.

Ich hoffe, Ihr konntet ein wenig eintauchen und ich wünsche Euch viel Spaß beim Anschauen der Bilder.
Viele Grüße und bleibt immer neugierig



Print-Motive

Kennst Du schon unseren Print-Shop?
Verlassene Orte mit dem morbidem Charmes des Verfalls für Deine Wand…!!!


>>> mehr Motive <<<

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert